How To

Nachhaltig schenken: Der Reparierbarkeits-Check

Diese drei Fragen solltest du dir vor dem Kauf stellen

Ursprünglich veröffentlicht am 22. November 2023, aktualisiert für November 2024.

Die Feiertage stehen vor der Tür – Zeit, über die wirklich wichtigen Dinge nachzudenken: Zeit mit unseren Liebsten zu verbringen, sich kulinarisch zu verwöhnen und Unsummen für allerlei unnötigen Schnickschnack auszugeben, den weder wir noch unsere Lieben brauchen.

Okay, das war nur halb im Scherz gemeint. In dieser Jahreszeit ist es praktisch unmöglich, dem Konsumrausch zu entkommen. Klar, das umweltfreundlichste Handy ist das, was du schon hast. Wir sind grundsätzlich immer dafür, weniger zu kaufen. Aber in der Weihnachtszeit will man ja auch nicht ganz auf Geschenke verzichten.

Falls du deinen Liebsten unbedingt Technik schenken möchtest, gibt es durchaus nachhaltigere Strategien. Schau zuerst nach refurbished oder gebrauchten Geräten. Plattformen wie Back Market machen es dir leicht, günstige aufbereitete Produkte zu finden. Generalüberholte Geschenke sind nicht nur besser für die Umwelt, sondern ermöglichen oft auch den Kauf eines hochwertigeren Geräts zum Bruchteil des Originalpreises.

Noch besser: Verschenk doch eine Reparatur! Mit einem Werkzeug-Set oder einem Ersatzteil von iFixit können deine Liebsten ihre Geräte selbst fit machen und ihre Lieblingsgeräte wieder zum Laufen bringen. Das Beste daran? Mit jedem gekauften Toolkit und Ersatzteil unterstützt du unsere Mission, Reparaturwissen kostenlos zugänglich zu machen. Lass dich von unserem Geschenke-Guide inspirieren.

Noch besser ist es, wenn du die Reparatur eines Geräts verschenkst. Mit einem Werkzeugsatz oder einem Ersatzteil von iFixit können deine Liebsten ihre Geräte selbst reparieren, damit ihre Lieblingsgeräte auch in Zukunft funktionieren. Und das Beste daran? Mit jedem gekauften Toolkit und Ersatzteil unterstützen wir unsere Arbeit, indem wir kostenlosen Zugang zu Reparaturressourcen bereitstellen. Lass dich von unseren Geschenkideen inspirieren.

Und wenn es unbedingt ein neues Gerät sein muss, dann achte darauf, dass es langlebig ist. Wenn du Dinge verschenkst, die man reparieren kann, stellst du sicher, dass dein Geschenk nicht schon in der Schublade landet, bevor die Silvesterraketen gezündet werden. Außerdem bringst du deine Freunde und Familie dazu, über Reparieren nachzudenken – einer der wichtigsten Schritte weg von der Wegwerfgesellschaft.

Hier sind ein paar Fragen zur Reparaturfähigkeit, die du dir stellen solltest, wenn du in der Weihnachtszeit Geschenke kaufst.

Kann man den Akku tauschen?

Ein Gerät mit fest verbautem Akku hat ein eingebautes Verfallsdatum. Irgendwann – meistens nach 3 bis 4 Jahren – gibt jeder Akku den Geist auf und hält keine Ladung mehr.

Wie Hersteller ihre Geräte mit Strom versorgen, sagt viel über die geplante Lebensdauer und Reparierbarkeit aus. Manche Marken setzen auf Austauschbarkeit und verbauen Akkus, die sich einfach wechseln lassen – mit normalen Schrauben und benutzerfreundlichen Mechanismen. Beim Fairphone zum Beispiel kannst du den Akku ganz ohne Werkzeug mit dem Fingernagel rausnehmen (genau wie früher bei Handys vor dem ersten iPhone).

Andere Hersteller machen genau das Gegenteil: Sie kleben Akkus ein, verwenden Spezialschrauben und setzen alles daran, dass du nicht selbst Hand anlegen kannst – etwa durch eingelötete Akkus und Software-Tricks, die Ersatzteile von Drittanbietern blockieren. Finger weg von Produkten wie den AirPods, die man nur durch Aufschneiden öffnen kann – da ist ein Akkutausch unmöglich.

Fest verbaute Akkus zeigen übrigens ziemlich deutlich, wie ernst es Herstellern wirklich mit der Nachhaltigkeit ist. Wenn sie die Leistung drosseln, zwingen sie dich praktisch zum Neukauf – und das ist definitiv eine bewusste Entscheidung, keine technische Notwendigkeit.

Wurde unnötige Elektronik eingebaut?

Der Withings UScan Toilettenaufsatz zur Urinanalyse
Genau das, was deine Toilette jetzt braucht: noch mehr Elektronik.

Jedes Jahr schauen wir uns die neuesten Produkte auf der Consumer Electronics Show an und küren die am wenigsten nachhaltigen und am schlechtesten reparierbaren Geräte. Ein Blick auf die „Worst in Show“ der CES 2023 zeigt: Der Trend, Geräte mit der neuesten Technik vollzustopfen – oft ohne jeden praktischen Nutzen – erreicht gerade seinen Höhepunkt.

Wer braucht einen fest verbauten Akku im Kaffeebecher? Warum muss ein Ohrstöpsel-Ladegerät ein LCD-Display haben? Und wer hat nach einem elektronischen Gerät gefragt, das wir in unsere Toilette stecken sollen, um unseren Urin zu analysieren?

Je mehr Elektronik verbaut ist, desto mehr kann kaputtgehen. Das ist die erste Regel in Dr. Richard Cooks Abhandlung darüber, wie komplexe Systeme versagen: „Komplexe Systeme sind von Natur aus gefährliche Systeme.“

Bei langlebigen Produkten gilt: Je einfacher, desto besser. Deswegen setzen heute viele Landwirte auf Traktoren komplett ohne Elektronik. Und deswegen sind die Zufriedenheitswerte bei der JD Power Autostudie zum ersten Mal rückläufig – laut TheVerge vor allem, weil die Menschen „die Nase voll haben von ihren Auto-Infotainmentsystemen“. Die Sehnsucht nach einem Autoradio mit Drehknopf ist nicht bloß Nostalgie: Ein Drehregler geht einfach seltener kaputt als ein Touchscreen.

Wenn es um langlebige Dinge geht, gilt: je einfacher, desto besser. Viele Haushalte in Deutschland nutzen noch immer Jahrzehnte alte Geräte wie Brotschneidemaschinen oder Handmixer, insbesondere aus der DDR-Produktion. Diese Geräte sind für ihre Langlebigkeit bekannt und halten oft länger als moderne Alternativen – dank eines Designs, das auf Robustheit statt geplanter Obsoleszenz setzt. Auch viele Autofahrer äußern mittlerweile Unzufriedenheit mit modernen Infotainmentsystemen in Fahrzeugen. Verbraucher bevorzugen Fahrzeuge mit einfacheren Schnittstellen und stellen Zuverlässigkeit über komplexe Technologie. Die Sehnsucht nach einem Autoradio mit Drehknopf ist nicht bloß Nostalgie: Ein Drehregler geht einfach seltener kaputt als ein Touchscreen.

Ob Touchscreen, AR, VR oder die neueste KI – oft scheint das Motto zu sein „weil wir’s können“ und nicht „weil’s sinnvoll ist“. Wie Dr. Ian Malcolm in Jurassic Park warnt: Wir laufen Gefahr, von unseren eigenen Erfindungen „gefressen“ zu werden. Unsere nicht reparierbaren, nicht nachhaltigen Geräte verschärfen die Klimakrise. Wie die Wissenschaftler im Film, die die Naturgesetze ignorierten, ignorieren wir die unvermeidliche Vergänglichkeit der Technik.

Kann man die Teile tauschen, die am häufigsten kaputtgehen?

Wenn du ein Gerät kaufen willst, bei dem bestimmte Teile besonders anfällig sind – wie zum Beispiel ein Touchscreen – dann informier dich vorher über die Reparaturmöglichkeiten.

Schau dir an, wie das Gerät aufgebaut ist. Such nach einer Reparaturanleitung. Überleg dir, welche Optionen du während und nach der Garantiezeit hast. Verkauft der Hersteller Ersatzteile? Bietet iFixit welche an? Könntest du die Reparatur selbst durchführen? Falls nicht – gibt es Reparaturwerkstätten in deiner Nähe?

Wir haben Reparatur-Bewertungen für Laptops, Smartphones, Tablets, E-Reader und Smartwatches zusammengestellt. Wenn du also etwas aus diesen Kategorien verschenken möchtest, wirf vorher einen Blick darauf.

Ob ein Produkt reparierbar ist oder nicht, ist meist eine bewusste Entscheidung des Herstellers. Egal ob Display, Akku oder andere Komponenten – mit dem richtigen Design lässt sich fast alles reparieren. Als Verbraucher sollten wir Geräte fordern, die von Anfang an für Langlebigkeit und Reparierbarkeit entwickelt wurden. Die Zeit der Wegwerfprodukte muss vorbei sein.

Von Displays über Akkus bis hin zu allen anderen Bauteilen – die richtige Konstruktion macht jede Reparatur möglich.

Schenk Dinge, die lange halten

Gerade jetzt vor den Feiertagen, wenn technische Upgrades und Neuanschaffungen Hochkonjunktur haben, sollten wir bei unseren Kaufentscheidungen auf Langlebigkeit, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit achten. Jeder Kauf ist ein Statement – entweder für noch mehr Elektroschrott und Umweltzerstörung oder für bewussten Konsum.

Bevor du also anfängst, Dinge von deiner diesjährigen Geschenkeliste zu streichen, informier dich über die Reparatur- und Wartungsmöglichkeiten der Produkte, die du in Betracht ziehst.

Die Entscheidungen, die wir jetzt in der Weihnachtszeit treffen, können den Weg zu einer nachhaltigeren und reparierbareren Technikwelt ebnen.